7.2.2023

Auf einen Kaffee mit Anna Härtl

"Auf einen Kaffee mit Anna" ist aus einer Serie an Mitarbeiter-Interviews von unserem Hauptsponsor Worldline entnommen, bei dem unsere Topteam Athletin seit Ende letzten Jahres im Bereich Kommunikation arbeitet. Im Interview mit der gebürtigen Frankfurterin, die in der Gruppe von Ralf Hollmann trainiert, geht es natürlich um Sport und sportliche Ziele, aber auch um Annas Studium, Zukunfts-Fragen und vieles mehr. Für alle, die Anna besser kennenlernen möchten, hier das Interview in voller Länge:

"Seit  November 2022 haben wir eine Vize-Europameisterin bei Worldline. Anna Härtl  holte 2020 beim Rudern im Frauen-Achter Silber bei den Europameisterschaften.  Jetzt will sie nach Paris, um bei den Olympischen Spielen für Deutschland an den Start zu gehen.

 

Neben  ihrem täglichen Training studierte Anna noch im Bachelor  Ernährungswissenschaften und aktuell absolviert sie ihr Masterstudium in Sporttherapie und Sportphysiologie und arbeitet als Werkstudentin im Bereich Communications. Zuvor hat sie in einem Dorf in China entwicklungspolitischen Freiwilligendienst geleistet.

 

Woher nimmt Anna die Zeit und die Kraft und wie organisiert sie ihre mit Terminen gefüllten Tage? Wir haben nachgefragt.

 

Anna,  du trainierst für Olympia, studierst im Master Ernährungswissenschaften  und arbeitest auch noch als Werkstudentin. Warum hast du dich entschieden,  auch noch einen Job bei Worldline anzunehmen?

 

Anna:  Nach meinem Bachelorstudium wollte ich erste Erfahrungen in Unternehmen sammeln. Häufig wird uns Sportlern später nach der sportlichen Karriere vorgeworfen, dass wir keine Berufserfahrungen haben und der Einstieg in das Berufsleben kann dann etwas holprig starten.Auch ist es eine gute Abwechslung und für mich prima zusehen, wie ein Berufsleben in einer großen Firma aussieht.

 

Was begeistert dich am Rudersport und wie sieht dein Trainingsalltag aus?

 

Anna: Der Rudersport hat viele zu bieten. Es handelt sich nicht nur um ein Ausdauersportart, sondern muss man auch technisch gut arbeiten, damit man schnell rudern kann. Die Kraft darf natürlich auch nicht fehlen. Das macht den Sportziemlich vielseitig und den Trainingsalltag abwechslungsreich. In Frankfurt im normalen Trainingsalltag absolvieren wir morgens unsere erste Rudereinheit gegen 08:30 Uhr. Nachmittags steht dann meistens Krafttraining oder Ausdauertraining auf dem Fahrrad oder Ergometer oder Joggen an. Sonntags ist in der Regel trainingsfrei.

Wie bist du zum Rudersport gekommen?

 

Anna: Ich bin als Schülerin das erste Mal in einem Ruderboot gesessen, da hatten wir in der 6. Klasse Rudern im Schulsport.

 

In welchem Alter ist ein Rudersportler auf seinem Leistungsmaximum?

 

Anna: Ich würde sagen so Mitte 20. Aber es gibt auch SportlerInnen, die in den Dreißigern ihre Höhepunkte haben.

 

Was war dein bisher schönstes Sportler-Erlebnis?

 

Anna: Die Europameisterschaft 2020. Da sind wir Vize-Europameisterinnen im Achtergeworden. Wir hatten ein super Team und der Wettkampf war der einzige, der nachdem Ausbruch von Covid in dem Jahr nicht abgesagt wurde. So ein Gewinn beflügelt und belohnt die harte Arbeit.

 

Was geht in dir vor, wenn du kurz vor einem entscheidenden Wettkampf stehst?

 

Anna: So ein Ruderwettkampf ist körperlich extrem anstrengend und auch mental muss man sich immer wieder „austricksen“. Wenn die Beine eigentlich schon nicht mehr können und unglaublich brennen, muss der Kopf funktionieren und einem sagen, dass es bis ins Ziel nicht mehr weit ist (egal wie viele Meter einem noch bevorstehen). Unbewusst habe ich vor diesen Situationen Respekt. Aber ich weißgenau, dass die Ziellinie kommt und ich erreiche sie auch. Gerade im Achtersind noch 8 weitere Frauen mit im Boot, die das gleiche Ziel haben und auch durchmachen. Das pusht nochmal etwas anders, im Vergleich zum Zweier. Und das Gefühl hinter der Ziellinie ist eine unglaubliche Erleichterung, wenn erschöpft tief geatmet werden kann, was man am Start schon im Hinterkopf hat.

 

Du hastgerade gesagt, dass man sich mental auch „austricksen“ muss. Wie bereitest du dich mental auf einen großen Wettkampf vor?

 

Anna: Eigentlich habe ich keine bestimmten Rituale für einen Wettkampf. Jedoch gibt es so ein paar Tipps und Tricks die ich anwende, wenn die Nervosität steigt. Dazu gehört eine App, die einen Ballon anzeigt, der größer und kleiner wird. Das hilft, wenn man die Atmung danach richtet und beruhigt. Oder für die 5 Minuten, die man an der Startlinie warten muss, kann man sich verschiedene Dinge aus der Umgebung positiv bewusst machen und in Adjektive fassen. Das betrifft Gerüche, was man spürt und was man sieht.

 

… und körperlich? Wie lange kannst du rudern, bis dir die Arme abfallen?

 

Anna: Im normalen Training kann eine Einheit schon sehr lang werden (Maximum, was ich gerudert bin, waren 30 km). Bis die Arme abfallen dauert das also etwas. Vorhertut der Po weh oder die Hände, wenn sich neue Blasen bilden.

 

Im Sport erlebst du sicherlich auch einmal Misserfolge. Wie gehst du mit Niederlagen um?

 

Anna: Es ist immer gut, etwas Abstand von dem Ereignis der Niederlage zu nehmen. Als wir beispielsweise unsere Olympiaqualifikation für Tokio 2021 verpasst haben, bin ich eine Woche alleine nach Portugal gereist. Ich war dann aber so angefixt, besser zu werden und so eine Niederlage nicht noch einmal mitzuerleben. So habe ich neue Motivation und Energie geschöpft.

 

Jetzt startest du für Paris 2024 einen neuen Versuch. Wie lange dauert die Vorbereitung auf Olympia 2024?

 

Anna: Im Rudersport werden die meisten Bootsplätze für die Olympischen Spiele im vorolympischen Jahr (Herbst 2023) auf der Weltmeisterschaft ausgefahren. Das heißt, man sollte zu dem Zeitpunkt schon sehr fit sein und sich für die Saison für die Nationalmannschaft qualifizieren.

 

Olympia- sicherlich das größte Ereignis im Leben einer Sportlerin. War es schon immer dein Traum, einmal bei Olympia dabei zu sein?

 

Anna: Der Traum hat sich bei mir erst im Laufe der Zeit gefestigt, nachdem mein Traum bei einer Weltmeisterschaft am Start zu liegen, in Erfüllung gegangen ist.

 

Welche Herausforderungen kennen nur ProfisportlerInnen?

 

Anna: Wir kennen keine Wochentage, Feiertage und bei Uhrzeiten sind wir auch sehr schmerzfrei. Eine andere Sache wäre noch so ein „Ausdauersportler Ding“. Egal, ob man Hunger hat oder nicht: vor dem Training wird was gegessen! Das kann manchmal etwas stressig sein.

 

Apropos Essen. Du studierst Ernährungswissenschaften und stehst somit für gesunde Ernährung. Schlägst du auch essenstechnisch mal über die Stränge?

 

Anna: Ohja, das kann schon mal vorkommen. Gerade nach langen und intensiven Trainingseinheiten fühlt sich der Magen manchmal an, als wäre er unendlich. Da kann es schon mal passieren, dass ich für 3 Personen Pasta esse oder auch mal zwei Zimtschnecken von „Zeit für Brot“.

 

Malabgesehen von den Zimtschnecken, worauf würdest du in deinem Leben nie verzichten?

 

Anna: Gute Freunde und Urlaub.

 

Hast du schon Pläne, was du nach deiner Aktivkarriere machen möchtest?

 

Anna: Mich voll und ganz meinem Studium widmen und eine Masterarbeit in Kanada schreiben.

 

Letzte Frage, Anna. ProfisportlerInnen müssen sehr diszipliniert sein. Was sind deine guten Vorsätze für 2023?

 

Anna: Gerade erst habe ich mit Freundinnen drüber gesprochen. Ich nehme mir für das Jahr 2023 vor Skifahren zu gehen. Das habe ich schon super lange nicht mehr gemacht."

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Über den Autor

Katrin Thoma

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