12.6.2022

Stephan Krüger startet auf dem WeltCup in Poznan

"Liebe Germanen, vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich meinen Rücktritt auf der Sieges-und Jubilarfeier angekündigt. Das ist mittlerweile ein knappes halbes Jahr her. Daran soll sich auch weiterhin nichts ändern. Gleichzeitig versuche ich nach wie vor meinen Weg aus dem Sport zu finden, was mir nach wie vor ehrlich gesagt gar nicht so einfach fällt.

In der Mensa des Olympischen Dorfs in Tokyo habe ich oft lange mit meinem estnischen Kumpel, dem Schlagmann des estnischen Doppelvierers, Kaspar Taimsoo zusammen gesessen und über Zukunftspläne gesprochen. Dabei ist uns irgendwann eine verrückte Idee gekommen.

Kaspar und ich kennen uns seit 2005. Damals sind wir auf derJunioren-WM im Einer in Brandenburg an der Havel gegeneinander gefahren. Ich wurde Zweiter, er Dritter. Dann zwei Jahre später haben wir uns beide als Bugmann im Doppelvierer auf den Olympischen Spielen in Peking wiedergetroffen. Im darauffolgenden Jahr 2009 sollte er einer meiner ärgsten Konkurrenten im Zweier sein. Kaspar und sein Partner machten es mir und Eric Knittel in dieserSaison nicht leicht und besuchten uns fast ausnahmslos auf dem Podium. Wir blieben in dieser Saison immer die etwas Glücklicheren, auch wenn es manchmal nur Bruchteile einer Sekunde waren. Den Abschluss dieser tollen Saison 2009 fand dann in Poznan statt. Eric und ich wurden Weltmeister und knapp 0,8 Sekunden dahinter kamen Kaspar mit seinem Partner Allar Raja als Dritter ins Ziel.

Die verrückte die Idee, die wir in Tokio hatten war zum Abschluss gemeinsam meine Karriere ausklingen zu lassen und einen Wettkampf zu haben. Vor vier Wochen ging es dann alles ganz schnell. Ich fragte den DRV an ob er mir die Erlaubnis geben würde für Estland an den Start gehen zu dürfen. Glücklicherweise kam prompt die Zusage. Dann meldeten wir uns bei der FISA und regelt den Rest. Damit waren die Formalien schon erledigt. Ich bin in dem Zuge auch Mitglied des Rudervereins der Stadt Viljandi geworden.

Am 03.06. bin ich dann kurzfristig für ein Mini-Trainingslager nach Estland geflogen. Am Ende haben wir dann von 8 möglichen Tagen 6 trainiert. Früher hätte ich dabei Schweißausbrüche bekommen. Jetzt war es voll okay. Ich saß damit seit langem wieder vier Tage in Folge im Boot. Uns ging es die ganze Zeit darum, Spaß zu haben und die Dinge einfach nicht zu ernst zu nehmen. Nachdem wir uns dann mit einigen Hürden ein Boot organisiert hatten, haben wir dann auch ein paar Runden auf dem See gedreht. Dabei musste ich leider feststellen wie toll Rudern eigentlich ist.

Eine professionelle Vorbereitung auf einen WeltCup sieht definitiv anders aus. Ich bin trotzdem gespannt wofür es dann in Poznan reichen wird. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir das ganz allein für uns machen und uns eine großartige Erinnerung schaffen.

Euer Stephan"

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